Blog

Wie du hinderliche Glaubenssätze identifizierst und veränderst

Worum geht es? Negative Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich muss es allen recht machen“ begleiten viele Menschen – oft unbewusst. In diesem Artikel erfährst du, was Glaubenssätze eigentlich sind, wie sie entstehen und warum sie dich heute noch beeinflussen können. Du bekommst Impulse, wie du hinderliche Überzeugungen erkennen und hinterfragen kannst – immer mit einer Prise Selbstmitgefühl und ohne dich zu verurteilen. Und du lernst, wie systemische Beratung dich auf diesem Weg einfühlsam unterstützen kann.

Was sind Glaubenssätze – und wie entstehen sie?

Glaubenssätze sind tief verinnerlichte Überzeugungen über uns selbst, andere oder die Welt. Sie entstehen meist früh in der Kindheit, oft aus konkreten Erlebnissen oder übernommen von Eltern oder anderen Bezugspersonen.

„Ich muss stark sein.“,
„Ich bin nur wertvoll, wenn ich leiste.“
oder auch so etwas wie „Kinder wachsen am besten auf dem Dorf auf.“

Solche Sätze sind nicht einfach zufällig da. Sie hatten mal eine Funktion. Vielleicht haben sie dir geholfen, in deiner Familie dazuzugehören, schwierige Situationen zu bewältigen oder sie haben dir einfach Orientierung gegeben in einer komplexen Welt. Doch was früher einmal hilfreich war, kann heute im Weg stehen. Wenn du merkst, dass du immer wieder an denselben inneren Grenzen scheiterst, lohnt es sich, die alten Überzeugungen einmal anzuschauen.
Durch die Brille der Glaubenssätze

Die systemische Arbeit mit Glaubenssätzen: Ein Fahrplan mit 5 Schritten

Da es gar nicht so einfach ist, Glaubenssätze zu erkennen und dann einen Umgang mit ihnen finden, suchen sich viele Menschen Unterstützung dabei. In 1:1 Beratungen helfe ich Menschen dabei, negative Glaubenssätze zu identifizieren. Wir können gemeinsam ganz gezielt überlegen, welche Überzeugungen du über dich und die Welt hast. Oftmals passiert es aber auch ganz automatisch nebenbei. Mir fallen in Gesprächen bestimmte Muster auf, die ich dann anspreche und wir darüber ins Gespräch kommen können. In den Beratungen läuft die Arbeit mit Glaubenssätzen selten linear nach einem bestimmten Schema ab, sondern passt sich individuell deinem ganz persönlichen Prozess an. Für eine gezielte Auseinandersetzung mit den eigenen Glaubenssätzen, kann man sich am Vorgehen von Virigina Satir, einer berühmten Systemikerin und Familientherapeutin orientieren. Ein Vorgehen mit 5 Schritten möchte ich dir hier vorstellen:

1. Glaubenssätze identifizieren 

Das Erkennen negativer Glaubenssätze ist oft der erste und wichtigste Schritt. Sie sind oftmals so tief verankert, dass wir sie gar nicht als „Sätze“ oder "Ideen" über uns und die Welt bemerken. Sie erscheinen uns als Realität.

Typische Hinweise auf Glaubenssätze:
👉 verallgemeinernde Begriffe wie „immer“, „nie“, „muss“, „darf nicht“
👉 ein innerer Druck, sich auf bestimmte Weise verhalten zu müssen
👉 eine starke emotionale Reaktion auf eine "Gegenposition" zu deinem vermeintlichen Wissen

Fragen, die bei der Identifikation von Glaubenssätzen helfen können:
💡 Was denke ich tief in mir über mich selbst?
💡 Welche „inneren Regeln“ bestimmen mein Verhalten?
💡 Was glaube ich tun zu müssen, um geliebt oder akzeptiert zu werden?
💡 Was "sollte" so sein und nicht anders?

Hat man einen oder mehrere Glaubenssätze identifiziert, unter denen man leidet und mit denen gearbeitet werden soll, ist es hilfreich, erstmal genauer hinzuschauen und zu erkunden, wo diese herkommen.

2. Den Ursprung und die Sinnhaftigkeit verstehen

Glaubenssätze haben immer eine Funktion. Auch wenn du möglicherweise heute darunter leidest, hatten sie in einer anderen Lebensphase für dich oder für andere Menschen, von denen du sie übernommen haben könntest, einen Zweck. Bevor wir uns also einer möglichen Veränderung der Glaubensätze widmen, schauen wir uns die Glaubenssätze erstmal wertschätzend an. Dann können wir in einem nächsten Schritt beleuchten, wie sinnvoll dieser Satz heute noch für dich sein mag.

Erkundende Fragen können sein:
💡 Von wem habe ich diesen Satz übernommen? Erinnerst du dich an Situationen, in denen er sehr präsent war und möglicherweise entstanden ist?
💡 Welchen Sinn hatte dieser Glaubenssatz in meiner Herkunftsfamilie? Wofür hat er gesorgt? Wozu wurde er gebraucht?
💡 Welchen Nutzen hat/hatte der Glaubenssatz für mich? Wovor hat er mich geschützt? Wofür kann ich mich bei ihm bedanken?
💡 Gibt es einen Anteil in mir, der einen bestimmten Glaubenssatz nicht loslassen möchte? Was hindert ihn daran?

Dieser Schritt schafft oft Erleichterung – weil deutlich wird: "Ich bin nicht falsch. Diese Überzeugung ist nicht per se falsch. Sie ist im bisherigen System sinnvoll gewesen. Es kann einfach nur sein, dass sie mir im jetzigen Moment nicht mehr dienlich ist."
Rückblick auf alte Glaubenssätze

3. Die heutige Sinnhaftigkeit hinterfragen

Was dir in der Vergangenheit gedient hat, muss heute nicht mehr unbedingt passend für dich sein. Glaubenssätze einfach „loszulassen“ ist selten realistisch – und oft auch gar nicht nötig. Manchmal genügt es, sie bewusst wahrzunehmen und zu prüfen, ob sie heute noch hilfreich sind.

Folgende Fragen können dabei helfen:
💡 Passt dieser Satz heute noch zu mir? Was davon brauche ich heute wirklich noch?
💡 In welchen Situationen ist er hilfreich – wann nicht?
💡 Was würde passieren, wenn ich diesen Glaubenssatz nicht mehr befolge?

Das schafft mehr Entscheidungsfreiheit: Du kannst dich bewusst für oder gegen bestimmte Haltungen entscheiden – statt dich an unbewusste "Regeln" zu halten, die du gar nicht auf ihre Passung für dich überprüft hast.

4. Den Preis des Festhaltens erkennen

Auch wenn ein Glaubenssatz belastend ist – oft halten wir dennoch an ihm fest. Warum? Weil er uns über Jahre Sicherheit, Orientierung oder Zugehörigkeit gegeben hat. Deshalb ist es wichtig, behutsam hinzuschauen, was es uns kostet, wenn wir so weitermachen wie bisher – aber auch, was es kosten würde, diesen Satz zu verändern.
Diese Reflexion kann helfen, eine bewusste Entscheidung zu treffen: Möchte ich an diesem Satz festhalten – oder bin ich bereit, etwas Neues zuzulassen?

💡 Welchen Preis zahle ich, wenn ich weiter nach diesem Satz handle?
💡 Welche Chancen und Möglichkeiten verpasse ich durch diesen Satz?
💡 In welchen Situationen ist dieser Satz hinderlich?
💡 Welche kurzfristigen Folgen hat es, wenn ich ihn weiter lebe? Welche langfristigen?
💡 Was würde sich kurzfristig verändern, wenn ich den Glaubenssatz loslasse – oder anpasse? Was langfristig?

In der systemischen Beratung schauen wir gemeinsam hin: Was würde es bedeuten, diesen Glaubenssatz weiterzuleben – und was, ihn loszulassen? Mit passenden Methoden schauen wir uns beide Szenarien genauer an, damit du in deinem Tempo und gut begleitet eine stimmige Entscheidung für dich treffen kannst.
Schatten symbolisiert innere Anteile, die an Glaubenssätzen festhalten

5. Glaubenssätze umwandeln, loslassen und ihre Weitergabe reflektieren

Einen Glaubenssatz zu verändern ist selten ein schneller „Aha-Moment“, sondern ein innerer Prozess, der Zeit und Wiederholung braucht. Der Satz ist oft schon sehr lange in dir aktiv – manchmal über Jahrzehnte. Deshalb ist es völlig verständlich, wenn sich ein radikaler Abschied erstmal unsicher anfühlt.
Ein hilfreicher (Zwischen-) Schritt kann sein, den Satz abzumildern oder umzuformulieren. Schon eine sanftere Version kann mehr Leichtigkeit und inneren Spielraum bringen.

Beispiele:
Aus „Ich darf keine Schwäche zeigen“ wird:
→ „Ich darf entscheiden, wann ich stark bin – und wann nicht.“

Aus „Wenn ich Fehler mache, bin ich weniger wert.“ wird:
→ „Manchmal mache ich Fehler – das ist okay.“

Auch bestimmte Wörter können gezielt ersetzt werden:
„muss“ → „kann“, „darf“, „möchte“
„immer“ / „nie“ → „manchmal“, „je nach Situation“

In der Beratung schauen wir gemeinsam: Was wäre eine freundlichere, realistischere Version dieses Satzes – die dir deine Sicherheit nicht nimmt, dir aber mehr Luft lässt?
Wir schauen auch: Möchtest du überhaupt schon etwas verändern – oder brauchst du noch deine Zeit mit diesem Satz?
Auch das ist ein wichtiger Teil des Prozesses. Denn es ist dein Prozess, in deinem Tempo.

Fazit: Veränderung beginnt mit kleinen Schritten

Negative Glaubenssätze aufzulösen ist ein Prozess, der Zeit, Neugier und manchmal auch Begleitung braucht. In der systemischen Beratung arbeiten wir behutsam mit dem, was sich zeigt – ohne Druck, aber mit viel Respekt für deine bisherigen Überlebensstrategien.
Wenn du das Gefühl hast, dass alte Überzeugungen dich heute blockieren, begleite ich dich gerne auf diesem Weg.
Freiheit durch Befreiung von alten Glaubenssätze, die losgelassen wurden
📩 Lust auf ein Erstgespräch? Ich biete Einzelberatung in Hamburg vor Ort und Einzelberatung online an. Schreib mir gerne und wir machen ein unverbindliches Erstgespräch aus.

In meiner Beratung sind alle Menschen willkommen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Orientierung. Mir ist es wichtig, einen sicheren und wertschätzenden Raum zu schaffen, in dem sich alle gleichermaßen gesehen und verstanden fühlen. Ich bemühe mich, sensibel für mögliche Diskriminierungserfahrungen zu sein und mich stetig in meinem Verständnis und meiner Sensibilität dafür weiterzuentwickeln.